Seit dem Anstieg der Neuinfektionen mit Corona stehen Reiserückkehrer aus dem Balkan im Fokus. Wie erleben Anhänger des FC Prishtina Bern die Situation?
Eine Stunde vor Spielbeginn. Bujar Mehmeti nimmt auf der Tribüne Platz, während sich die Spieler des FC Prishtina Bern auf dem Sportplatz Bodenweid aufwärmen. «Wir sind nicht sehr gut gestartet», sagt der Präsident des Vereins. In den ersten beiden Spielen musste sich der Neuaufsteiger geschlagen geben. «Bei der Vorbereitung zum Saisonstart war das Team noch nicht vollständig», erklärt Mehmeti. Mehrere Spieler waren noch in den Ferien – viele von ihnen in Kosovo.
Das Thema Reiserückkehrerinnen und -rückkehrer beschäftigt zurzeit die Medien und die Öffentlichkeit. Laut der Corona-Taskforce des Bundes haben sich 40 Prozent der hospitalisierten Personen während der Ferien angesteckt, eine grosse Mehrheit davon in südosteuropäischen Staaten.
Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass der Captain der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, Granit Xhaka, positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Er ist einer von zwei Personen des Teams und des Staffs, die nicht geimpft sind, wie Dominique Blanc erklärte, der Präsident des Schweizerischen Fussballverbands.
Damit ist die kosovarische Gemeinschaft in der Schweiz definitiv in den medialen Fokus geraten. Bujar Mehmeti kann das nachvollziehen. «Ich finde nicht, dass auf uns herumgehackt wird.» Er ist überzeugt: Wären die Infektionszahlen in einem anderen Land hoch gewesen, wäre die Berichterstattung dieselbe gewesen.
In seinem persönlichen Umfeld sei niemand von Corona betroffen. Und auch beim FC Prishtina Bern fehle niemand deswegen. Dass die Infektionszahlen in Kosovo hoch sind, wisse er aus den Medien. «Kosovo ist ein junges Land, das nicht dieselbe Infrastruktur und dieselben finanziellen Möglichkeiten wie die Schweiz hat», sagt der 33-Jährige. Jetzt würde aber auch dort geimpft. In zwei bis drei Monaten könne es deshalb schon wieder anders aussehen.
In Bezug auf Granit Xhaka betont er, dass die Entscheidung jeder Person, sich impfen zu lassen oder nicht, respektiert werden soll – unabhängig von ihrer Funktion. Ob Leute mit kosovarischen Wurzeln in der Schweiz zurückhaltender sind gegenüber einer Impfung, kann er nicht beurteilen.
«Ich höre bei meinen Landsleuten genau die gleichen Positionen von Befürwortern und Skeptikern wie bei Schweizerinnen und Schweizern», sagt Mehmeti. Danach steht er auf, begrüsst Anwesende und mischt sich unter die Zuschauerinnen und Zuschauer, die nach und nach eintreffen.